Wussten Sie eigentlich …
… dass chronische Langeweile Stress produziert? Im Job heißt das dann Boreout oder Wearout. Dies kann in unsinniges Verhalten, Aggressionen, depressive Symptomatik, Angst, Essstörungen oder Suchtverhalten münden.
Wurde die Langeweile abgeschafft?
In unserer modernen Welt scheint Langeweile wegoptimiert worden zu sein. Das Smartphone lässt durch vielfältige Optionen auch geringe Wartezeiten überbrücken, Entertainment-on-Demand-Angebote, Netflix und dergleichen mehr können jede Pause füllen. Mitunter sind das Ersatzhandlungern, die mit der tatsächlichen Bedürfnislage nicht unbedingt korrespondieren. Langeweile, als erzwungenes Nichtstun, wird nahezu generell als negativ bewertet. Es lassen sich zwei Erscheinungsformen unterscheiden. Es gibt eine zeitlich begrenzte, situative Langeweile (State-Boredom),, entstehend zum Beispiel durch eine wenig inspirierende Schulstunde oder das Warten auf den verspäteten Bus. Davon abzugrenzen ist ein Persönlichkeitsmerkmal (Trait-Boredom), womit die Neigung, sich schnell und intensiv zu langweilen gemeint ist. Langeweile erscheint oft als Resultat mangelnder Selbstregulation und fehlender Selbststimulationsfähigkeit. Sicher kennen Sie auch manche Langweiler, die uns im Kontakt nach wenigen Augenblicken eingeschlafene Füße verschaffen. Wer sich für nichts interessiert, wird schnell uninteressant. Flow-Erleben, wie es Csikszentmihàlyi beschreibt, ist das Gegenteil von Langeweile. Unser Gehirn ist kein Freund von Langeweile, es will produktiv sein. Daher entsteht bei wenig stimulierendem Erleben schnell Unruhe. Neben dem seelischen Zustand der Unzufriedenheit, der Abneigung zum Handeln, der mangelnden Ansprechbarkeit auf Anreize, kann Langeweile aber auch Positives bewirken. Langeweile signalisiert uns, dass die momentane Tätigkeit an Bedeutung verloren hat. Dadurch wird ein Such- und Explorationsverhalten motiviert. Die Reizarmut und Unterstimulation bringt uns in Bewegung und kann neue Horizonte eröffnen. Langeweile kann zu prosozialem Verhalten führen.
Key Takeaway
Nach Friedrich Nietzsche ist Langeweile die Windstille der Seele. Ein von Monotonie sehr positiv abgrenzbarer Zustand ist die Muse. Damit ist eine selbstgewählte mentale Auszeit gemeint. Die lange Weile lässt dem Gehirn die Möglichkeit, sich zu sortieren, Prozesse zu bearbeiten, zu verarbeiten, Abstand zu gewinnen, Lösungen zu entdecken, die auf den ersten Blick nicht sichtbar waren.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger