Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass unser Selbstwertgefühl mit zunehmendem Alter ansteigt und immer weniger von äußeren Faktoren abhängt? Nachdem es keine eindeutigen Kriterien für den Wert eines Menschen gibt, bleibt das in unserer eigenen Definitionsmacht. 

 

Ich muss auch eine perfekte Erfolgsstory sein!

In einer enttraditionalisierten Welt scheint es sehr viel leichter für uns alle möglich zu sein, eine rundum gelungene Biographie hinzulegen. Am Ende unseres Erdendaseins sollte die Erkenntnis stehen, eben doch alles richtig gemacht zu haben. Bester sein ist schließlich das Mindeste. Wie viele Likes haben Sie aktuell? Die Zahl der perfektionistisch getriebenen Menschen nimmt laut Studienlage zu. Es werden aber auch die Prokrastinierer mehr. Mitunter sind Perfektionismus und Prokrastination Antagonisten. Wenn der Perfektionismus unerträglich wird, bleibt noch die Flucht ins komplette Vermeiden. Im gleichnamigen Psychologie heute Dossier wird Perfektionismus als Mix aus ausgeprägter Fehlersensibilität, großen Zweifeln an der eigenen Leistungsfähigkeit, Defizitorientierung, Angst vor negativen Konsequenzen, einer extremen Bindung des eigenen Selbstwerts an Erfolg und Anerkennung sowie Neigung zu Schwarz-Weiß-Denken definiert. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Perfektionisten: die einen, die unbedingt Fehler vermeiden wollen, und die anderen, die nach Exzellenz streben. Hohe Ansprüche an sich selbst und andere sind Entwicklungsmotoren. Ohne „Fleiß kein Preis“ mag ein guter Antrieb sein, im Extrem aber ist das eine sehr schädigende Fehlprogrammierung. Perfektionismus ist kein Heilmittel für einen grundsätzlich zu geringen Selbstwert. Wir können optimieren, aber perfektionieren ist kontraproduktiv, denn damit wäre ein Ende aller Optimierungspotentiale erreicht. Freude am Optimum ist seelisch gesünder, als Zwang zur Perfektion. Wir werden nie so gut sein, wie wir uns das wünschen. Es gibt Besseres als Perfektion.

 

Key Takeaway

Das Leben als solches ist nie perfekt, also macht es wenig Sinn, unsere Perfektionismusschablone mit Gewalt draufzupressen. Gesunder Ehrgeiz darf sein. Sich aber von überhöhten Ansprüchen lösen zu können, sich selber leben, eine gute Passung von Ideal-Ich und Real-Ich zu kultivieren, all das ist vermutlich nicht perfekt, aber immerhin sehr gut. Das sollte doch reichen. Der Gesamtwert des Menschen hängt nicht von seiner Leistung ab. 

 

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger