Wussten Sie eigentlich …
… dass emotionale Reaktionen im limbischen System kontrolliert werden? Dieser sehr alte Teil des Gehirns beinhaltet unser Gefahrenradar. Die Amygdala bewertet Situationen, erkennt Gefahrenquellen und leitet damit Aktionen ein.
Gefühlsgewitter?
Der Volksmund kennt viele Redensarten, die sensible Reaktionen unseres Körpers auf emotionale Turbulenzen beschreiben: Es ist einem eine Laus über die Leber gelaufen. Es geht einem an die Nieren. Schiss haben. Man kann etwas nicht verdauen. Da kommt einem die Galle hoch. Es liegt einem schwer im Magen. Da bleibt einem die Luft weg. Eine Gefühlsreaktion erfolgt völlig autonom, ausgelöst im limbischen System mit Amygdala und Hypothalamus. Nach etwa 500 Millisekunden werden höher entwickelte Hirnregionen hinzugeschaltet. Dieses „neue“ Gehirn verarbeitet langsamer, differenzierter. In Gefahrensituationen steht uns sehr wenig Zeit zur Verfügung, deshalb wird die Amygdala vor dem abwägenden Neocortex aktiv. Gefühle sind von lebenswichtiger Bedeutung. Sie helfen uns, Situationen einzuordnen und Gefahren zu erkennen. Gefühle sind nicht hilfreich, wenn sie unangemessen stark und zu lange auftreten, wenn sie nicht zur Situation passen, wenn sie uns beeinträchtigen. Wir unterscheiden eine kurze Laune von länger anhaltenden Stimmungen. Affekte sind heftige und plötzlich einschießende Gefühle, die einen Handlungsimpuls auslösen. Emotion ist ein komplexes Konstrukt, das die subjektive Komponente Gefühl enthält. Unsere Basisemotionen sind Freude, Traurigkeit, Angst, Ärger, Neugierde, Ekel und Scham. Wir unterscheiden primäre und sekundäre Gefühle. Erstere sind die wahren, stimmigen, frischen und lebendigen Gefühle. Sekundäre Emotionen sind Reaktionen auf die zugrundeliegenden primären Gefühle. Aversive oder bedrohliche, überfordernde Gefühle können so verdeckt und umgeleitet zum Ausdruck gebracht werden. Wenn eine in Traurigkeit mündende Enttäuschung nicht adäquat, sondern umgekleidet als Ärger zum Ausdruck kommt, dann ist das eine Tarnemotion. Wahre Emotionen fühlen sich echt und passend an, sekundäre Emotionen sind in der Begegnung verwirrend und verstörend, ein mitschwingen wird schnell unmöglich. Emotionskompetenz bedeutet, Gefühle bewusst erkennen, wertfrei benennen, analysieren, akzeptieren, tolerieren und regulieren zu können.
Key Takeaway
Wir können Gefühle überregulieren und wirken dann kalt oder gefühlstaub. Sind vielerlei Gefühle unterreguliert, breiten sie sich ungeschützt aus, übernehmen das Steuer und werden zur Belastung. Es gibt auch völlig gefühlsblinde Menschen, die ihre Gefühle nicht lesen oder differenzieren können. Der Fachbegriff lautet Alexithymie. Das Training emotionaler Kompetenzen hilft, ungewollt heftige Gefühlsgewitter einzudämmen.
Wenn Sie mehr zu diesem Thema und über sich selbst erfahren wollen, nutzen Sie die persönlichkeitsbildenden caritasGROW-Angebote, insbesondere den Workshop „Emotionsregulation“ am 05.12.2024 (www.caritas-grow.de).
Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger