Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass es nach Nedra Glover Tawwab sechs Arten von menschlichen Grenzen gibt? Zeitliche, emotionale, intellektuelle, materielle, körperliche und sexuelle Grenzen schränken nicht nur ein, sondern geben uns Schutz und damit Freiheit und inneren Frieden.

Grenzen schaffen Klarheit

Manche Menschen stehen uns nahe und wir fühlen uns wohl dabei, andere rücken uns auf die Pelle, das löst deutliches Unbehagen aus. Nähe und Distanz wird sehr individuell reguliert, die persönliche Distanzzone wird mit 50 cm bis zu einem Meter angegeben. Im öffentlichen Bereich halten wir einen etwas größeren Abstand. Das beinhaltet auch, dass wir Berührungen nicht von jedem tolerieren, insbesondere, wenn sie den Intimzonen nahekommen. Neben der körperlichen Abstandszone ist unsere Privatsphäre ein Schutzgebiet. Da gibt es doch immer wieder die gnadenlos Neugierigen, die sich skrupellos ohne jedes Feingefühl sehr direkt nach unserem Einkommen, unserer politischen Einstellung oder unseren sexuellen Präferenzen erkundigen. Grenzverletzer sind aber auch diejenigen, die uns ständig zu etwas auffordern, wozu wir längst eine Ablehnung ausgesprochen haben. Invasoren in unser Territorium sind Dauerredner, die uns als stummes Publikum missbrauchen oder auch die Mimosen, die von uns beharrlich schonende Sonderbehandlung fordern. Manche machen uns zu ihrem Blitzableiter und wieder andere bedienen sich fast selbstverständlich unserer materiellen Ressourcen. Man muss sich ja nicht völlig einigeln oder prophylaktisch kratzbürstig und unnahbar sein, aber eine den eigenen Bedürfnissen angemessene Abgrenzung schützt unser Seelenheil. Wenn Ignoranten zum Übergriff ansetzen, darf unsere Grenzpolizei sehr wohl offensiv für Zurückweisung sorgen. Grenzverletzungen geschehen aber nicht nur durch andere. Wir sind gut beraten, unsere eigenen Grenzen uns selbst gegenüber zu wahren. Man muss sich auch von sich selbst nicht alles gefallen lassen, sagte einst Viktor Frankl. Wer ein gutes Gespür für seine Bedürfnisse und auch Ressourcen hat, bleibt eher im abgesicherten Modus.

Key Takeaway: Nicht alle Mitmenschen können oder wollen erkennen, wo unsere Demarkationslinien sind. Ein überzogenes Harmoniestreben geht schnell zu Lasten unserer Toleranzgrenzen. Selbstsicheres Auftreten und gute Selbstbehauptung sind kein sozialer Fauxpas, sondern Ausdruck notwendiger Selbstfürsorge. Wer zu selbstlos ist, ist bald sein Selbst los!

Wenn Sie mehr zu diesem Thema und über sich selbst erfahren wollen, nutzen Sie die persönlichkeitsbildenden caritasGROW-Angebote (www.caritas-grow.de). Die Workshops zur Persönlichkeitsbildung am 09.10. und zu Selbstbehauptung und Selbstsicherheit am 11.11. bieten hilfreiche Inspirationen.

Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger