Wussten Sie eigentlich …
… dass Frauen und Männer gleich häufig prokrastinieren? Lediglich in der Altersgruppe von 14 bis 29 sind Männer die intensiveren Aufschieber. Etwa jeder fünfte Deutsche prokrastiniert. Arbeitslose und Singles sind überzufällig häufig betroffen.
Was du heute kannst besorgen …
… wartet schon mal ganz gern bis morgen! Prokrastination ist das erlernte und gewohnheitsmäßige Aufschieben von geplanten Aufgaben, die für persönliche Ziele wichtig sind. Es wird auch die entgegengesetzte Precrastination beschrieben, ein Charakteristikum der as-soon-as possible-Menschen. In der Kindheit ausgeformte Versagensängste, gestörte Selbstregulation, Perfektionismus, geringe Frustrationstoleranz, die ständige Suche nach dem Kick, ineffiziente Arbeitsorganisation können Prokrastination begünstigen. Das moderne Arbeitsleben mit vielen eigenen Gestaltungsmöglichkeit kann eine Gefahrenquelle für Prokrastination sein. Prokrastination kann Teil einer psychischen Störung wie Depression, Zwangsstörung oder ADHS sein. Die Aufschieberitis ist durch ständiges Grübeln, eine Entscheidungsschwäche bis hin zur völligen Systemlahmlegung gekennzeichnet. Gedanken biegen ständig links und rechts ab, das macht das anfängliche Labyrinth nur noch heilloser. Aufschieber sind nicht faul, sie sind durch lähmende Hoffnungslosigkeit blockiert. Betroffene fühlen sich oft permanent unter Druck, enttäuschen sich und andere, die Freude an der Freizeit geht verloren. Die Prokrastination erzeugt eine Eigendynamik. Ersatzhandlungen sind kurzfristig entlastend und damit belohnend, das macht sie gefährlich. Entscheidungskompetenz ist ein wichtiger Prokrastinationsschutz. Im GEO Wissen „Was will ich?“ werden die Grundfertigkeiten gesunden Entscheidens beschrieben: 1. Angemessene Bescheidenheit bzgl. der Qualität eigener Entscheidungen, es gibt nichts 100-prozent Richtiges. 2. Die Fähigkeit, sich Fehler zu verzeihen. 3. Die Kunst, Aufwand und Ertrag pragmatisch abzuwägen. Aber: Entscheidungen treffen ist das eine, die Umsetzung das wichtige andere.
Key Takeaway: Packen Sie es an! Hilfreich dabei ist es, dem eigenen Biorhythmus zu folgen, to-do-Listen nach Prioritäten zu sortieren, Rituale zu etablieren, das Arbeitsverhaltens zu strukturieren, realistische Ziele und konkrete Pläne zu haben, große Aufgabe in kleine Schritte zu unterteilen (die Mount Everest-Besteigung erfolgt von Basislager zu Basislager und nicht in einem Rutsch), Arbeitszeit klar zu begrenzen, für Erfolgserlebnisse zu sorgen, mit Ablenkungsquellen und negativen Gefühlen gut umzugehen, sich für jeden Erfolg zu loben, prokrastinationsfördernde Gedanken (z.B. „wer grübelt ist ein kluger Mensch“) umzustrukturieren.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger