Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass es im autonomen Nervensystem zwei Abläufe gibt, die entgegengesetzt auf den Organismus einwirken? Der Sympathikus, unsere Wachzentrale, regt bei zunehmender Aktivität den Energieverbrauch an, Herzschlag, Atmung und Blutdruck werden erhöht. Der Parasympathikus, unsere Ruhezentrale, wirkt in die andere Richtung.

Erholungsurlaub ist kein Selbstläufer

Die organismische Umschaltung von Sympathikus auf Parasympathikus muss man nicht sich selbst überlassen. Durch Autogenes Training kann in diesen Mechanismus nachweislich positiv eingegriffen werden. Praktizierte Entspannung kann eine Art Miniurlaub sein. Ohnehin ist es höchst empfehlenswert, Urlaubsqualitäten im Alltag zu etablieren. Bewusst unproduktive Phasen, viel Bewegung, Anregung und neue Erfahrungen, Genussmahlzeiten oder auch eingeschränkte Erreichbarkeit schätzen wir im Urlaub sehr, im Alltag ist das auch nicht verboten. Erst Ende 1945 wurde in die meisten deutschen Länderverfassungen ein Anspruch auf zwei Wochen Mindesturlaub aufgenommen. Davor gab es lediglich die gesetzlich geregelte Sonntagsruhe. Der heißersehnte Urlaub ist nicht automatisch die reine Wohltat. Da gibt es mancherlei Gefahrenquellen. Leisure Sickness ist keine somatische oder psychiatrische Diagnose, sondern ein Phänomen, das die Krankheitsanfälligkeit in der Freizeit beschreibt. Die Erkältung schlägt ausgerechnet am Wochenende oder am Urlaubsbeginn zu. Wir werden nicht wegen freier Tage krank. Die zuvor anhaltend hohe Dauerbelastung mit vermehrter Ausschüttung des Stresshormons Cortisol hat unser Immunsystem geschwächt. Wenn unser biologisches und letztendlich auch psychologisches Vorwärtsprogramm pausiert, sind wir im Parasympathikuszustand und damit nicht im Angriffsbereich. Jetzt haben vorher angesammelte Schädigungen ungehindert Platz sich breitzumachen. Eine weitere Gefahr besteht darin, den Urlaub als Rettungsanker im Alltagswahnsinn zu sehen. Freie Tage dürfen nicht bloß eine kurzzeitige Kompensation alltäglicher Überlastung sein.

Schließlich fällt es vielen schwer, nach freien Tagen wieder in einen strukturierten, anforderungsreichen und zum Teil fremdbestimmten Arbeitsmodus zu wechseln.

Key Takeaway:

Der erste Tag nach dem Urlaub korreliert mit den letzten Arbeitstagen davor. Starten Sie möglichst aufgeräumt und mit freiem Kopf in den Urlaub. Überfrachten Sie Ihren Urlaub nicht mit lang angesparten Erwartungen. Den ersten Tag nach dem Urlaub sollten Sie stressbereinigt beginnen. Gestalten Sie den ersten Arbeitstag terminfrei, bringen Sie sich auf den aktuellen Sachstand, gehen Sie orientiert planvoll ins Rennen.

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Die Minutenpsychologie wünscht Ihnen einen schönen, anregenden und vor allem erholsamen Urlaub!

Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger