Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass gemäß einer Studie der Columbia University mit 10000 Befragten aller Altersschichten jeder von uns im Schnitt 13 Geheimnisse mit sich herumträgt? Der Psychologe Michael Slepian fand heraus, dass 5 von diesen 13 Geheimnissen noch nie jemandem verraten wurden.

Top Secret

„Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“ In diesem Märchen der Gebrüder Grimm erfahren wir, wie wichtig es sein kann, mit den eigenen Geheimnissen vorsichtig umzugehen. Geheimnisse sind prinzipiell weder gut noch schlecht, sie sind in jedem Fall aber für uns alle alltäglich und damit normal. Ein persönliches Geheimnis wird zur psychischen Belastung, wenn wir viel darüber grübeln, wenn wir es nicht akzeptieren, wenn wir uns schämen oder Schuld empfinden, nicht ehrlich zu sein. Dann strebt das noch Aufklärung und Absolution. Für die Autonomie und Selbstbestimmung sich in ihrer Persönlichkeit entwickelnden Jugendlichen ist es wichtig, den Eltern eben nicht alles zu offenbaren. Die Entwicklung der Identität gelingt, indem wir uns einerseits in die soziale Welt eingliedern, desgleichen aber auch für Abgrenzung und Eigenleben sorgen. Geheimnisse bleiben oft ein Leben lang geheim, weil wir Angst haben, bei Offenbarung Ablehnung, Stigmatisierung, Verurteilung zu erfahren. Das würde unser Selbstbild, unseren Selbstwert beschädigen. Manche persönlichen Geheimnisse erblicken erstmals im verschwiegenen Raum der Psychotherapie das Licht der Welt. Ein Geheimnis zu offenbaren ist ein Beweis des Vertrauens und somit eine Art Währung der Freundschaft. Ein geteiltes Geheimnis intensiviert in der Regel eine Beziehung. Weit verbreitete Geheimnisse sind etwa: Untreue in der Beziehung, das Begehren einer anderen Person, eine heimliche Abtreibung, hohe Schulden, Spielsucht, Vergehen und Verbrechen, Betrug, ein Doppelleben, sexuelle Orientierung, Drogenkonsum, ungewöhnliche Verhaltensweisen, geheime Hobbys, Glaube oder Ideologie, politische Gesinnung, Vertrauensbruch, Verrat, Familienbegebenheiten, persönlich peinliche Erfahrungen, Unzufriedenheit mit sich selbst, mit seinem Körper oder das Familienrezept für den hochgelobten Kuchen, das nicht verraten wird. Mal ehrlich: Was sind Ihre ganz persönlichen Geheimnisse? Wem haben Sie sich bislang offenbart? Was bleibt geheim und warum?

Key Takeaway: Geheimnisse halten die Welt interessant. Sie sind auch ein wichtiges Regulativ in sozialen Beziehungen. Harmonie und schonungslose Offenheit sind nicht gerade enge Verwandte. Ein wichtiger Grund für Geheimniskrämerei liegt auch darin, letztendlich eine private Person zu bleiben, ein persönliches Rückzugsgebiet zu haben.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger