Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass laut Job-Happiness-Studie 2022 über 40 Prozent aller Deutschen eine angemessene Wertschätzung für ihre Arbeitsleistung vermissen? Eine weitere Umfrage belegt, dass sich nur 11 Prozent der deutschen Befragten in ihrem Job ausreichend wertgeschätzt fühlen.

Wertvolle Begegnungen

Prinzipiell lässt sich der Wert des Menschen nicht messen, mag es bei einem fremdverschuldeten Todesfall auch Schadensersatzsummen geben, die ein Menschenleben in € aufwiegen. Der humanistische Psychologe Carl Rogers definierte drei grundlegende therapeutische Basisvariablen: Empathie, unbedingte Wertschätzung und Echtheit. Derlei Interaktions-Qualitäten machen nicht nur eine therapeutische Beziehung tragfähig, sondern sind grundsätzlich von großer Bedeutung. Von Eugen Roth wissen wir: „Ein Mensch fühlt oft sich wie verwandelt, sobald man menschlich ihn behandelt.“ Echte Wertschätzung ist keine schmeichelnde Bauchpinselei, sie kommt von Herzen, hat kein Kalkül. Sich wertvoll begegnen heißt nicht, die Welt rosa einzufärben, jedes Thema mit Weichzeichner zu bearbeiten. Wertschätzung bedeutet, sich Zeit nehmen, aufmerksam Interesse zeigen, sensibel zuhören, störungsfrei fokussiert bleiben, die eigenen Themen hintanstellen. Wertschätzung ist ehrlich, lebt von Respekt, Verständnis, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Fairness. Dafür braucht es auch Ambiguitätstoleranz, die Fähigkeit, Verschiedenheit aushalten zu können. Im Arbeitsleben kann ein kontrollierendes Nachfragen, selbst eine negative Rückmeldung eine Form von Wertschätzung sein. Wichtig ist auch, die unauffällig Pflegeleichten nicht zu vergessen, die dürfen nicht im Wertschätzungsschatten bleiben. Rapport gilt als die innigste Form von Kontakt. Einen derart guten Kontakt herstellen und aufrechterhalten zu können, erfordert vielerlei Kommunikations- und Interaktionskompetenzen. Zum Selbstcheck können Sie sich auch immer wieder mal die Frage stellen, wie ein Kontakt gestaltet sein muss, damit Ihr Gegenüber etwas davon hat.

Key Takeaway: Aktives Zuhören ist ein bewertungsfreies Verstehen der emotionalen Zustände des Gegenübers. Es verzichtet auf gutgemeinte Ratschläge. Einer nonverbalen Äußerung Worte geben, das Gesagte mit eigenen Worten wiederholen, sicherstellen, dass das Gehörte auch wirklich so gemeint war, ermöglicht es, eine Meile weit in den Mokassins des anderen zu gehen, die Welt durch die Brille des anderen zu sehen, in die Haut des anderen zu schlüpfen.

Wenn Sie mehr zu diesem Thema und über sich selbst erfahren wollen, nutzen Sie die persönlichkeitsbildenden caritasGROW-Angebote (www.caritas-grow.de), insbesondere den Workshop „Gesprächsführung“ am 16.05., der grundlegende Kompetenzen zu Interaktion und Kommunikation erfahrbar macht.

Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger