Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass in der griechischen Mythologie Kairos als Gott des günstigen Augenblicks gilt. Dargestellt wird er mit Flügelschuhen, einer langen Locke an der Stirn und einem geschorenen Hinterkopf. Zu fassen bekommt den schnellen Kairos nur, wer ihn im Vorbeieilen beim Schopf packt. Wer diesen Augenblick verpasst, greift ins Leere.

Kairosmomente – Jetzt oder nie?!

Carpe Diem verdanken wir dem römischen Dichter Horaz. Damit gemeint ist, die knappe Lebenszeit heute zu genießen und nicht auf morgen zu warten. In Kairosmomenten öffnen sich Türen und wir können aktiv entscheiden oder warten, bis es sich ohne unser Zutun entscheidet. Damit Gelegenheiten beim Schopf gepackt werden können, bedarf es laut Psychologie heute compact Nr. 72 diverser persönlicher Qualitäten: Wir brauchen Achtsamkeit, um den entscheidenden Moment wahrnehmen zu können, aber auch die Bewusstheit, um seine Bedeutung zu erkennen. Gute Intuition ermöglicht Entscheidungen ohne lange Überlegungen. Es erfordert Mut, um die gewohnten Wege zu verlassen und schließlich hilft uns das Selbstvertrauen, Lösungen für entstehende Probleme zu finden. Prinzipiell lassen sich in Entscheidungsmomenten Satisficer von Maximizern unterscheiden. Erstere streben für sich zufriedenstellende Lösungen an, fühlen sich zufrieden damit und lauern nicht ständig auf noch bessere Gelegenheiten. Zudem haben sie die Fähigkeit, verworfene Optionen auch ad acta zu legen. Maximizer hingegen suchen optimale Entscheidungen. Eine nie erreichbare Perfektion führt aber eher zu Reue und Selbstvorwürfen. Die Jagd nach dem Optimum lässt auch manche gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen. Es gibt Menschen, deren Hauptanliegen es ist, Misserfolge zu vermeiden, wohingegen andere den Erfolg gezielt suchen. Misserfolg zu vermeiden, kann eine Form der Selbstwertbewahrung sein, kann in ausgeprägteren Formen aber zu massiver Selbstbehinderung oder Selbstsabotage führen. Mal ehrlich: Wenn Sie Ihre Lebensziele betrachten, sind das eher Annäherungsziele oder mehr Vermeidungsziele? Sollten Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein: Es gibt Late Bloomers – Menschen, die erst später aufblühen und sich entfalten. Unabhängig davon, sollten Sie sich mancherlei Stretch Goals genehmigen. Ziele, zu deren Erreichung wir uns strecken müssen, vergrößern unseren allgemeinen Bewegungsumfang.

Key Takeaway: Eine Verbessrung der eigenen Lebensqualität muss nicht aus einer tiefgreifenden Veränderung von Lebenswelten resultieren. Auswandern aus vertrautem Umfeld ist nicht jedermanns Sache und jede Honeymoonphase weicht irgendwann der Realität. Veränderungen sollten zu den eigenen Talenten, Werten und Belastbarkeitsressourcen passen.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger