Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass Kultur die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen und gestaltenden Leistungen einer Gesellschaft als Ausdruck der menschlichen Höherentwicklung beschreibt? Kultur vermittelt Werte, fördert das Miteinander, schafft Identität und Traditionen.

Soziale Kultur im Sinkflug?

Knigges Benimmregeln haben Standards gesetzt. Kultur ist für eine Gesellschaft ein typisches Orientierungssystem und damit ein Wir im Ich. Ein Beispiel: In Schulenglischbüchern war der sich an der Bushaltestelle ordentlich anstellende Engländer als typischer Gentleman abgebildet. Man muss nicht ausgemachter Kulturpessimist sein, um zu bemerken, dass „unsere“ heutige Kultur an Profil verliert. Es entstehen Sub- oder Populärkulturen, Multikulti ist normal, Diversity Management ist en vogue. Ambiguitätstoleranz ist eine moderne Tugend. Es hat sicher keine gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen, wenn jemand im Restaurant erst das gemischte Eis, dann die Suppe, dazwischen den Salat und am Schluss den Schweinebraten isst. Viele von uns würden das aber noch als unnormal erkennen. Die Benutzung von Messer und Gabel scheint auch aus der Mode zu kommen. Richtige Kleidung wird ohnehin ein zunehmend individuelles Thema. Vor einigen Jahren begannen insbesondere jüngere Menschen damit, konsequent Strickmützen zu tragen, auch im Sommer und in beheizten Räumen. Das muss einen Sinn haben, denn sonst würden die das nicht tun. Zuletzt hat sich eine neue Mode breitgemacht. Der Mann trägt kurzes Beinkleid, auch bei frostigen Temperaturen und das nicht nur beim Sport. Die Ausbauvariante sind Kurzarmshirt und Badelatschen bei Eis und Schnee. Vermutlich dient das der Abhärtung und erfolgt daher aus selbstfürsorglichem Antrieb. Auch das sorgt bei vielen Zeitgenossen zumindest für Verwunderung. Gibt es da eine tieferliegende Botschaft? Bin ich jetzt falsch? Gut, das sind die harmlosen Varianten persönlicher Lebensführung. Ärgerlich ist es zweifellos, wenn beim Ankommen der Bahn Aussteigende nicht raus können, weil sich Einsteigewillige an schon länger Wartenden links und rechts vorbeidrängeln. Heißt das für uns alle, ab sofort rücksichtslos Augen zu und durch? Was aber, wenn kultiviertes menschliches Verhalten immer mehr ausfranst und verschwindet? Grundsätzlich verursachen Unberechenbarkeit und Mehrdeutigkeit psychische Spannung. Was sind Ihre Mindestanforderungen an oder Prinzipien der Normalität?

Key Takeaway: Kants Kategorischer Imperativ entstammt einer ganz anderen Zeit, wird aber als zwischenmenschlich-kulturstiftende Leitlinie unverzichtbar bleiben: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Oder einfacher gesagt: Stell Dir vor, alle täten das, was oder wie Du es machst? Wo kommen wir da hin?

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger