Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass Scham- und Schulderleben als soziale Emotionen gelten? Scham und Schuld treten mit beginnender Reifung der eigenen Identität etwa ab dem 2. bis 3. Lebensjahr auf.

Schämen Sie sich!?

Die Moralentwicklung des Menschen erfolgt in Stufen und nicht wenige Zeitgenossen schreiten dabei nicht allzu weit voran. Werte, Normen und Regeln dienen zur inneren und äußeren Orientierung. Der Verstoß dagegen, kann Scham oder Schuld erzeugen. Scham ist die Scheu vor der Entblößung des körperlichen und seelischen Intimbereichs. Damit wirkt Scham wie sozialer Klebstoff, der unser Funktionieren als soziales Wesen unterstützt. Schuldgefühle wirken wie Hinweisschilder, die wir erst sehen, wenn wir uns schmerzhaft daran stoßen. Schuldgefühle resultieren aus der Bewertung des eigenen Handelns, häufig gefolgt von Reue und dem Impuls zur Korrektur, zum Wiedergutmachen. Scham hingegen bezieht sich auf die gesamte Person, geht damit durch und durch, häufig begleitet von weiteren negativen Emotionen wie Traurigkeit. Scham führt zum Wunsch sich zu verbergen, sich unsichtbar zu machen. Man möchte am liebsten im Erdboden versinken. Man kann Schuld auch als die reifere Form der Selbstbetroffenheit betrachten. Schuld provoziert eher aktives Verhalten, wohingegen Scham oft nur passives Reagieren hervorruft. Der beim Yoga entweichende Furz ist peinlich und lässt sich nicht ungeschehen machen. Da liegt der soziale Rückzug nahe, alleine zuhause bleiben bietet wenig Gefahr für beschämendes Verhalten. Distanzierter Kontakt kann auch Schamschutz bieten, denn eine WhatsApp kann nicht erröten. Zu viel Schamerleben kann auch bedeuten, sich hinter der Scham zu verstecken und damit einen konstruktiven Umgang mit erlebtem eigenen Fehlverhalten zu blockieren. Scham- oder Schuld braucht mindestens ein Gegenüber, wir schämen uns in den Augen der anderen. Nicht alle Menschen sind anfällig dafür, denn an der Stelle im Gehirn, wo sich bei vielen die Peinlichkeit regt, scheinen andere eine dicke Hornhaut zu haben.

Key Takeaway:

Mal ehrlich: Was ist Ihnen noch immer peinlich, auch nach vielen Jahren noch? Was können Sie sich nicht verzeihen? Prüfen Sie, ob diese Gefühle tatsächlich gerechtfertigt sind: Waren Sie während des Fehlverhaltens zurechnungsfähig? Hatten Sie eine echte Wahlmöglichkeit? Haben Sie fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt? Haben Sie Schaden verursacht?

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger