Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass der DAK Psychreport 2023 einen erneuten Höchststand bei psychisch bedingten Fehltagen im Job meldet? Eine Steigerung von 48 % gegenüber dem Stand von vor 10 Jahren ist mehr als alarmierend.

Psyche geht am Krückstock

Es ist ja nichts Neues: Knapp ein Drittel der erwachsenen Deutschen werden pro Jahr psychisch krank. Über die gesamte Lebensspanne trifft es fast die Hälfte von uns. Laut aktueller Psychologie Heute manifestieren sich 50 % aller psychischen Störungen vor dem 15. Lebensjahr, 75 % vor dem 25. Es ist nicht anzunehmen, dass die aktuelle Entwicklung bald eine Umkehr erfährt. Tendenziell wird es wohl eher schlechter werden, ohne hier den Teufel an die Wand malen zu wollen. Von normalen Durchhängern, anhaltender psychischer Belastung, einem tatsächlichen emotionalen Platten, bis hin zu gehörigen Seelenschmerzen und gar bedrohlicher psychischer Erkrankung gibt es fließende Übergänge. Diese aber fließen schneller in die negative, als in die gesunde Richtung. Was also ist zu tun? Grundsätzlich kann zwischen einer psychischen Belastung, einer psychischen Krise, einer psychischen Erkrankung und einem psychischen oder psychiatrischen Notfall unterschieden werden. Der Notfall muss schnellstmöglich fachkundig versorgt werden. Ansonsten hilft zunächst Selbsthilfe: Bleiben Sie nicht alleine. Holen Sie sich emotionale Unterstützung aus Ihrem vertrauten Umfeld. Offenbaren Sie sich. Gestehen Sie sich Ihr Problem ein. Bewahren Sie Abstand zu schadhaften Gedanken. Bleiben Sie aktiv, halten Sie Ihre Alltagsroutinen unbedingt aufrecht. Bleiben Sie im Kontakt mit der Realität. Keinesfalls ist die weiße Fahne vorschnell zu hissen. Treten Sie den Weg nach vorne an. Schreiben Sie sich Belastendes von der Seele. Stellen Sie sich vor, was schlimmstenfalls passieren könnte und schätzen Sie den Worst Case realistisch ein. Aktivieren Sie Ihre Stärken und machen Sie sich bewusst, wie Sie bisher Krisen gemeistert haben.

Key Takeaway: Seelische Probleme sind kein Thema der Sensibelchen und Schwachen. Falsche Scham, Verleugnung und Vermeidung verhindern den Weg zur Hilfe. Nach ersten Selbsthilfeschritten stehen Ihnen vielfältige professionelle Angebote zur Verfügung. Krisendienste, Fachberatungsstellen, Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Fachkrankenhäuser bieten sehr gute Hilfen und Therapien, auch wenn Sie mit Wartezeiten rechnen müssen. Am schnellsten leistet oft der Hausarzt Erste Hilfe.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger