Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass das Psychotherapie-Richtlinienverfahren Verhaltenstherapie seinen Ursprung im Behaviorismus hat? Behaviorismus wurde oft verächtlich als Rattenpsychologie oder seelenlose Psychologie bezeichnet.

Lässt sich Verhalten therapieren?

Watson, Skinner und Thorndike sind wohl die heute noch bekanntesten Vertreter des Behaviorismus. Watson war so von Konditionierung überzeugt, dass er behauptete: „Gebt mir ein Duzend wohlgeformter, gesunder Kinder und meine eigene, von mir entworfene Welt, in der ich sie großziehen kann und ich garantiere euch, dass ich jeden von ihnen zufällig herausgreifen kann und ihn so trainieren kann, dass aus ihm jede beliebige Art von Spezialist wird – ein Arzt, ein Rechtsanwalt, ein Kaufmann und, ja, sogar ein Bettler und Dieb, ganz unabhängig von seinen Talenten, Neigungen, Tendenzen, Fähigkeiten, Begabungen und der Rasse seiner Vorfahren.“ Die moderne Verhaltenstherapie hat definitiv kein derart reduktionistisches Menschenbild und kapriziert sich nicht auf reine Reiz-Reaktionsketten, worin die Psyche des Menschen nur als Black Box auftaucht. Verhaltenstherapie, als bewältigungsorientiertes Verfahren, setzt an erlerntem Fehlverhalten an, denn diese Problemverhaltensweisen sind Grundlage für psychisches Leiden. Spinnen, Brücken, Aufzüge können gefährlich sein, aber nur wer gelernt hat, mit Panik auf derlei Alltagsreize zu reagieren, ist psychisch belastet. Wenn Falsches und Störendes erlernbar ist, kann man auch hilfreiche Strategien der Lebensbewältigung etablieren. Verhaltenstherapie ist Hilfe zur Selbsthilfe, allerdings unter fachkundiger Begleitung, mit wissenschaftlich fundierten, erprobten Interventionen und guter Wirksamkeit. Die Konfrontation mit irrationalen Ängsten, die Korrektur negativ-verzerrender Denkmuster, das Einüben von neuen Verhaltensweisen sind zentrale therapeutische Wirkgrößen. Die Weiterentwicklung der etablierten Verhaltenstherapie wird als Acceptance and Commitment Therapy bezeichnet. Nachdem nicht Alles veränderbar ist, hilft therapeutisch angeleitete Akzeptanz, um den Widrigkeiten des Lebens den psychischen Leidensdruck zu nehmen.

Key Takeaway: Verhaltenstherapie ist keine Psycho-Radikalkur und auch keine Besserungsanstalt für schwierige Persönlichkeiten. Das gezielte Trainieren von angemessenen Kognitionen, das Erlernen von Emotionsregulation und die Formung hilfreichen Verhaltens führen zu besserem Selbstmanagement und damit zu gelingenderer Lebensbewältigung. Folglich können mancherlei Probleme vermieden werden, das ist der psychischen Gesundheit überaus förderlich.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger