Wussten Sie eigentlich …
…dass Personen mit hohem Burnoutrisiko in empirischen Studien eher pflichtbewusst, ehrgeizig und perfektionistisch erscheinen? Sie haben tendenziell überhöhte Ansprüche, sind eher bereit, sich aufzuopfern und sich zu verausgaben. Sie sind aber auch weniger konfliktfähig, leichter kränkbar, können sich generell schwerer distanzieren, sind häufiger alleinstehend und fühlen sich weniger sozial unterstützt.
Pleasing People?
Altruismus als biologischer Begriff beschreibt ein fremddienliches, uneigennütziges Verhalten, das vorrangig der Arterhaltung dient. Das ist nicht einfach nur das Gegenteil von Egoismus. Noch immer sind viele Menschen von humanistischen Idealen geleitet, demnach sei der Mensch hilfreich, edel und gut. Wir haben zentrale Grundbedürfnisse wie Bindung, Orientierung und Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung. Eine Investition in die Solidargemeinschaft kann damit auch dem eigenen Wohl sehr gut dienen. Wenn angemessene Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme aber zur permanenten Einbahnstraße werden, dann heißt das neudeutsch People Pleasing. Darunter wird die Eigenart oder auch das erlernte Fehlverhalten verstanden, sich ganz in den Dienst anderer zu stellen. People Pleaser haben die Grundangst zu versagen, abgelehnt zu werden, andere zu enttäuschen. Deshalb verhalten sie sich übertrieben konziliant und lösen damit bei anderen eine Beißhemmung aus. Konsequente Ja-Sager mit ausgeprägter Gefallsucht sind im sozialen Dauerstress. People Pleaser sind anfällig für toxische Beziehungen und bilden mit Sozialparasiten oft untrennbare Teams. Allen gefallen, nie widersprechen, am besten keine eigene Meinung haben, sich für alles entschuldigen, niemanden verärgern, zurückweisen oder abwimmeln, immer die Harmonie pflegen, ständig nett sein ergibt unweigerlich ein Depp-vom-Dienst-Syndrom. People Pleasing kann auf Dauer der eigenen psychischen Gesundheit schaden. Es gibt eine Smiling Depression, die intensivem Leiden noch ein freundliches Gesicht gibt. Zu nette Menschen können auch eine Belastung darstellen, denn sie setzen kaum erfüllbare Standards für die breite Masse.
Key Takeaway: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst bedeutet nicht, sich stets nur in den Dienst anderer zu stellen. Denn wer zu selbstlos ist, ist bald sein Selbst los. Man sollte auch in Harmonie mit sich selbst leben. Gönnen Sie sich vor dem nächsten Ja-sagen Bedenkzeit: Will ich das wirklich? Tut mir das gut? Wird das von mir erwartet? Habe ich Zeit und Energie dafür? Habe ich Lust darauf? Lernen Sie Nein zu sagen. Schuldgefühle müssen nicht stets berechtigte Gefühle sein.
Wenn Sie mehr zu diesem Thema und über sich selbst erfahren wollen, nutzen Sie die persönlichkeitsbildenden caritasGROW-Angebote, z.B. den Workshop zu Selbstsicherheit und Selbstbehauptung am 26.09.2023 (www.caritas-grow.de).
Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger