Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass der dänische Philosoph Sören Kierkegaard zwischen Angst und Furcht unterschied? Angst ist die länger anhaltende Reaktion auf unbestimmte Reize, Furcht hingegen die schnelle Antwort auf konkrete Gefahren.

Angst essen Seele auf …

… war Titel und Thema eines Fassbinder-Films. Das Unbekannte verunsichert und ängstigt uns. Im Gehirn sitzt die Amygdala, als eine Art Gefahrenradar. Diese mandelförmigen Kerne verarbeiten externe Impulse und leiten vegetative Reaktionen ein. Die Amygdala ist eine Art Emotions-Express-Highway. Situationen werden emotional bewertet. Dabei muss die Amygdala aber nicht immer Recht haben, es gibt auch manchen Fehlalarm. In der hereinbrechenden Dunkelheit im Wald zu gehen und vor sich am Boden einen dünnen, länglichen Gegenstand zu sehen, aktiviert die Amygdala. Sie erkennt eine Schlange und alarmiert den Hypothalamus. Tatsächlich war es aber ein Holzstock, der quer über den Weg lag. Das Leben bedroht uns mit vielerlei realen Gefahren, eine vernünftige Furcht ist überlebensnotwendig. Zu oft aber werden wir Opfer von unangemessenen, übertriebenen, irrationalen Ängsten. Ängste vor Spinnen, engen Räumen, Höhen sind sehr häufig, aber auch die Angst vor anderen Menschen. 13,4 % der Bevölkerung leiden an einer sozialen Phobie. Jede Phobie hat eine reale Grundlage, alles kann gefährlich sein oder werden. Dies treibt aber manchmal skurrile Blüten. Arachibutyrophobie ist die Angst, dass Erdnussbutter am Gaumen kleben bleibt. Angst, als Krankheit, belastet sehr, schränkt ein, macht vielerlei normale Lebensaktivitäten unmöglich und das wiederum trübt die Seele nachhaltig ein.

Key Takeaway: Vermeidung ist die Schwester der Angst. Wer dem Leiden gut begegnen will, muss sich seinen Ängsten stellen. Wiederholte Konfrontation wird ergeben, dass das Befürchtete eben nicht oder wenn dann nur sehr selten eintritt. Spinnen töten uns üblicherweise nicht, enge Räume machen uns in der Regel nicht ohnmächtig, große Höhen führen nicht automatisch zum tödlichen Sturz, andere Menschen sind kein Dauergrund für eigene Scham und beileibe nicht alle sorgenvoll-ängstlichen Gedanken bewahrheiten sich.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger