Wussten Sie eigentlich …
… dass die vom Psychiater Steven Hayes entwickelte Acceptance and Commitment Therapy (ACT) eine Weiterentwicklung traditioneller verhaltenstherapeutischer Ansätze ist? ACT zielt darauf ab, Vermeidungsverhalten in Bezug auf unangenehme Erlebnisse abzubauen („Acceptance“) und wertebezogenes, engagiertes Handeln („Commitment“) aufzubauen.
Akzeptanz ist auch Change-Management
Eine buddhistische Parabel erklärt, dass Schmerz in zwei Teilen entsteht: Ein erster Pfeil trifft uns und löst den initialen Schmerz aus. Dem können eigenes Fehlverhalten, Zurückweisungen, Verluste oder ganz einfach körperliche Probleme zugrunde liegen. Der zweite Pfeil ist der selbstverabreichte Schmerz. Diesen Pfeil schießen wir persönlich auf uns ab. Nicht genug, dass wir einen Fehler gemacht haben oder das Leben uns unvorhergesehene Probleme bereitet. Wir machen uns Vorwürfe, erleben Selbstzweifel, suggerieren uns es nicht aushalten zu können und produzieren damit umso weitreichendere emotionale Turbulenzen. Wir wehren uns damit selbstschädigend gegen den ersten Treffer. Den ersten Pfeil können wir nicht vermeiden. Schmerzliche Erfahrungen gehören unausweichlich zum Leben. Leiden, als nicht nichtakzeptierende Reaktion auf Probleme, ist aber selbstauferlegt und behindert die Fähigkeit uns anzupassen und Veränderungen zu bewältigen. Nicht jede Beziehungsstörung ist ein Beweis dafür, dass wir nicht liebenswert sind. Nicht jede körperliche Reaktion weist auf eine beginnende Behinderung oder tödliche Krankheit hin. Nicht jeder verwehrte Aufstieg beweist unsere totale Inkompetenz.
Key Takeaway: Akzeptanz ist kein passives sich Fügen, kein Gutheißen, sondern vielmehr ein aktives Annehmen. Dadurch gewinnen wir wieder mehr Kontrolle über eine belastende Situation. Das bedeutet aber auch, die Verantwortung für den Umgang damit zu übernehmen und in Aktion zu treten (das T in ACT steht für „Take Action“). In der Psychotherapie kennen wir den sekundären Krankheitsgewinn, wonach ein erlittenes Problem immerhin die positive Konsequenz hat, Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten. Leiden ist uns sehr oft vertrauter, als akzeptieren und handeln.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger