Wussten Sie eigentlich …

… dass der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers bereits vor knapp 100 Jahren eine Rehabilitation des „Wir“ und der Beziehungsfähigkeit forderte? Me-Time ist sicher sinnvoll und notwendig, aber ein Gemeinschafts- und Wir-Gefühl ist für die psychische und soziale Gesundheit letztendlich unerlässlich.

Wir müssen jetzt auf uns aufpassen!

Bei drohender Gefahr rollt sich ein Igel zusammen und stellt seine Stacheln auf, das ist ein automatisch ablaufendes Programm. Der Mensch zeigt zwei, drei oder in neuerer Lesart vier Reaktionen auf Stress oder Gefahr: Fight, Flight, Freeze oder Fawn. Kämpfen, Fliehen, Einfrieren oder katzbuckelnd Beschwichtigen stehen uns demnach zur Verfügung. Ein beziehungsstiftendes, verständnisvolles Herstellen von Nähe kommt darin nicht vor. Die psychische Volksgesundheit hat in den zurückliegenden nun bald drei Krisenjahren spürbar gelitten, wenngleich der anhaltende Seelenbeschuss sicher nicht bei jedem in Diagnosen abzubilden ist. Ausgeglichenheit, Frustrationstoleranz und Robustheit haben Funktionsschäden davongetragen. Wir sind unleidlicher, dünnhäutiger, gereizter, verständnisloser und aggressiver geworden. Das ist nicht verwunderlich. Nur wenn wir uns gegenseitig immer stacheliger begegnen, kann das nicht ohne Verletzungen bleiben. Aber auch ein Erstarrungsmodus, eine Reduktion auf Oberflächlichkeit oder ganz aus dem Feld gehen schaffen keine zwischenmenschlichen Qualitäten. Wenn wir nicht immer mehr zu krisengebeutelten menschlichen Einigelungstaktikern und frustrierten Sozialtölpeln werden wollen, ist es allerhöchste Zeit, wieder mehr gegenseitig auf uns aufzupassen. Gemäß Eugen Roth fühlt sich ein Mensch oft wie verwandelt, wenn man menschlich ihn behandelt!

Key Takeaway:

Sometimes when I consider what tremendous consequences come from little things, I am attempted to think there are no little things, sagte Bruce Barton. Es gibt in keiner menschlichen Begegnung unwichtige Kleinigkeiten. Alles wirkt, auch wenn wir es nicht sofort bemerken. Springen Sie über Ihren Krisenschatten, denn mehr fürsorgliche Mitmenschlichkeit können wir jetzt alle gebrauchen.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger