Wussten Sie eigentlich …
… dass David Blanchflower in 132 Ländern das Glücksempfinden der Menschen abfragte? In den westlichen Ländern liegt der Tiefpunkt der Glückserfahrung im Alter von 47,2 Jahren. Das Glückserleben verläuft in U-Form und geht mit steigendem Alter wieder bergauf.
Übergänge
Was die Raupe Ende der Welt nennt, ist nach Lao-Tse für den Rest der Welt ein Schmetterling. Mit derlei Metamorphosen befasste sich schon der antike römische Dichter Ovid. Die Lebenserwartung ist stetig angestiegen, wir haben damit die Chance, mehrere Leben in einem Dasein zu führen. Nach den ersten Entwicklungsjahren wachsen wir nicht mehr körperlich, dafür psychologisch und sozial. Das Leben stellt über die gesamte Spanne Entwicklungsaufgaben an uns. Wir müssen zunächst enge Bindungen entwickeln und uns dann individualisieren. Das geschieht in einer emotional turbulenten Sturm- und Drang-Zeit. Danach müssen wir erwachsen werden, sollten unsere private Basis legen, können uns partnerschaftlich binden und beruflich etablieren, evtl. den eigenen Nachwuchs ins Leben begleiten. Später haben wir Freiraum für Ausflüge in verschiedene Lebensbereiche. Schließlich gehen wir über in die Ruhephase, haben vielerlei Einschränkungen und Verluste zu verarbeiten und müssen uns letztendlich auf unser Abschiedsspiel vorbereiten. Übergänge stellen Herausforderungen dar, werden mitunter als Krisen erlebt, erfordern das Lernen neuer Verhaltensweisen und bieten die Chance wichtiger Erfahrungen. Sie beginnen mit einer Ablösungsphase, münden in eine Zwischen- oder Umwandlungsphase und enden in einer Wiedereingliederungsphase. Übergänge werden oft durch Rituale begleitet und gestaltet, man denke da nur an die Taufe, die Firmung oder Konfirmation, Hochzeiten, Beerdigungen, Geburtstagsfeiern. Rituale konstruieren bestimmte Realitäten und schaffen eine innere und äußere Ordnung. Wer eine gute Schwellenkompetenz entwickelt und damit ein guter Übergänger ist, kann den jeweiligen Lebensphasen viel abgewinnen.
Key Takeaway: Wir sind Passagiere im Lebensverlauf, können diese Reise aber auch entscheidend mitgestalten. Wer das mit einer stabilen Identität meistert, wird sich selbst nicht verlieren und viel daran wachsen. Je dynamischer und akzeptierender wir damit umgehen können, desto eher gelingt uns eine gesunde Anpassung an die unvermeidlichen Übergänge. Lesen Sie dazu auch Hermann Hesses Gedicht „Stufen“.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger