Wussten Sie eigentlich …

… dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht auf entseelte Staatenführer begrenzt bleiben? In einem psychologischen Experiment konnten ganz normale Menschen in überwiegender Mehrheit dazu angeleitet werden, einem anderen Menschen tödliche Stromstöße zu geben.

Die Banalität des Bösen

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut ist ein Goethe geschuldetes humanistisches Ideal. Die Realität zeichnet oft ein anderes Bild. Stanley Milgram erforschte in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts die Wirkung von Autorität auf Gehorsam. Er suchte Antwort auf die Frage, wie es möglich sein konnte, dass ein Volk der Dichter und Denker einem Führer blind folgte, der für den gewaltsamen und grausamen Tod von Millionen von Menschen verantwortlich war. Milgram warb Versuchspersonen für ein Experiment an, worin diese einen anderen Menschen mit Stromschlägen bestrafen sollten, wenn Fehler bei der Wiedergabe vorher gelernter Inhalte gemacht wurden. Es waren keine realen Stromschläge, aber das wussten die angeworbenen Versuchspersonen nicht. Das Auftreten einer Autorität, in diesem Fall der Versuchsleiter, war weitaus mächtiger und wirkungsvoller als der gesunde Menschenverstand, Moral und Gewissen der Versuchspersonen. In einigen anderen psychologischen Experimenten konnte in beklemmender Weise belegt werden, dass sehr viele Menschen in lebensbedrohliche Not geratenen anderen Menschen schlichtweg nicht halfen. Direkt neben uns kann also jemand zusammenbrechen und um sein Leben ringen und wir sitzen tatenlos auf der Parkbank und beschäftigen uns mit unserem Smartphone. Es geht uns scheinbar nichts an, für Notfälle sind andere zuständig.

Key Takeaway: Der Mensch ist gottlob nicht von Grund auf brutal oder verantwortungslos. Die Psychologie aber beschreibt das Phänomen der Verantwortungsdiffusion. Je mehr Menschen Zeugen eines Geschehens werden, desto weniger verantwortlich fühlt sich das einzelne Individuum. Von Bedeutung sind auch soziale Verhaltensregeln. Im Zweifelsfall versuchen wir lieber keine Aufregung zu verursachen und damit unscheinbar, passiv zu bleiben, als im Bedarfsfall entschlossen zu handeln.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger