Wussten Sie eigentlich …

… dass Psychotherapie definiert wird als die systematische Erkundung individueller Veränderungswünsche sowie Anregung, diese im Rahmen einer professionellen Unterstützungsbeziehung, die Eigenaktivität und die Nutzung von Ressourcen fördert, zu realisieren?

 

Seelenklempnerei?

Hippokrates hat den Begriff der Hysterie eingeführt. In der Antike verstand man darunter ein typisches Frauenleiden, das auf Bewegungen der Gebärmutter (griech.: hystera) zurückgeführt wurde. Sigmund Freud gilt als Begründer der Psychotherapie. Er analysierte frühkindliche, unbewusste, verdrängte Konflikte und nicht befriedigte Bedürfnisse, arbeitete mit Traumdeutung, Widerstandanalyse, Deutung, Übertragung und Gegenübertragung. Seine Tochter Anna erforschte innerpsychische Abwehrmechanismen wie etwa die Verdrängung. Neben der Psychoanalyse entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Behaviorismus. Die Lernpsychologie bildete die Basis für die Verhaltenstherapie, die sich der Korrektur erlernten Fehlverhaltens, irrationaler Überzeugungen und unangepasster Verhaltensmuster verpflichtet sieht. In der Folge entwickelten sich verschiedene Psychotherapierichtungen, wobei die Begründer zunächst ausnahmslos Männer waren, die auf den westeuropäischen bzw. nordamerikanischen Raum beschränkt blieben. Die Psychotherapie ist in weit überwiegendem Maße mittlerweile ein Frauenberuf. Die so berühmte Couch steht heute nur mehr in wenigen Behandlungsräumen. Psychotherapie ist professionelle Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn 27,8 Prozent der erwachsenen Deutschen innerhalb eines Jahres psychisch krank werden und die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz in der Regel mindestens 20 Wochen beträgt, wird das Ausmaß der Psychotherapiedürftigkeit sehr deutlich. Psychotherapie ist weit mehr als Seelenklempnerei für Edelneurotiker.

Key Takeaway: Eine psychische Erkrankung sucht man sich ebenso wenig aus, wie eine körperliche. Die Bearbeitung der Schuldfrage trägt nichts zur Genesung bei. Psychische Störungen können jeden jederzeit treffen. Unvorhersehbare äußere Belastungen fungieren häufig als Auslöser. Psychische Störungen sind sehr gut behandelbar, insbesondere bei frühzeitiger und zielführender Intervention.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger