Wussten Sie eigentlich …

… dass ein vieldiskutiertes psychologisches Experiment der 1960er Jahre darin bestand, gesunde Menschen in die Psychiatrie einzuschleusen. Diese Versuchspersonen gaben lediglich an, eine Stimme zu hören die „Plopp“ sagt. Ansonsten verhielten sie sich völlig normal. Von den 8 Personen erhielten 7 die Diagnose Schizophrenie, eine Person die Diagnose manisch-depressive Psychose.

Urteilskraft

Beurteilen bedeutet, einer Person, Sache oder Situationen einen Wert zuzuteilen. Dabei verwenden wir Urteilsdimensionen wie etwa richtig/falsch, gut/schlecht, wahr/gelogen, billig/teuer oder gesund/krank. Am Anfang steht die Wahrnehmung, es schließt sich eine innere Verarbeitung an, dann folgt eine Entscheidung, das Endergebnis nennen wir Urteil. Dieser Prozess unterliegt auf allen Ebenen vielfältigen Einflüssen und möglichen Störungen. Der Urteilsprozess verläuft häufig unbewusst und wir tun dann so, als sei unser Urteil das Ergebnis reiner Logik und unbedingter Wahrheit. Tatsächlich lassen wir uns von unseren Einstellungen und Grundüberzeugungen leiten, wir nutzen Klischees und mancherlei Vorurteile. Wir unterliegen auch einem Konformitätsdruck (googeln Sie mal Solomon Asch, Konformitätsexperiment), der allgemein vorherrschenden Meinung, dem Zeitgeist, den kulturellen Hintergründen. Nach einer ersten, intuitiven Eischätzung suchen und finden wir Beweise für unser vorläufiges Urteil, damit erfolgt die Bestätigung. Die Psychologie nennt das Bias.

Key takeaway: Unser Urteil ist niemals frei. Wir sind nicht Justitia, die mit verbundenen Augen die Waage hält und damit der Inbegriff von Unabhängigkeit und Ausgewogenheit ist. Einem Menschen, einer Sache oder Situation gerecht zu werden, heißt sich von automatisierten Voreinstellungen zu lösen. Die Gewichtung der zu bewertenden Information liegt in unserem Hoheitsgebiet. Wir tragen Verantwortung für unsere Urteile.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger