Wussten Sie eigentlich …

… dass jährlich 27,8 % der Erwachsenen in Deutschland von psychischen Erkrankungen betroffen sind? Auf die gesamte Lebensspanne bezogen sind das 42,6 % Erkrankte. Das kann bedeuten, dass eine psychische Erkrankung zu den normalen Lebenserfahrungen eines Menschen zählt.

 

Ist das noch normal? Zur Psychopathologie des Alltagslebens

Angaben zum durchschnittlichen Deutschen bezogen auf Parameter wie Größe, Gewicht, Familienstand, Einkommen, Lebensdauer sind ein Produkt der Statistik, es gibt Maße und damit skalierbare Ausprägungen. Die Psyche lässt sich nicht exakt mathematisch bestimmen, es gibt keine DIN-Norm für seelische Durchschnittlichkeit oder gar Normalität. Der Arzt Heinrich Hoffmann beschrieb bereits 1844 psychische Alltags-Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Hanns-Guck-in-die-Luft, Zappel-Phillipp und Suppen-Kaspar kennen wir alle. Freud’sche Fehlleistungen, verrückte Albträume, nervöses Zittern und mancherlei Tics, auffälliges Erscheinungsbild, skurrile Verhaltensmuster, Sprechdurchfall oder Mundfaulheit, Antriebslosigkeit, ein Seelenblues, sich auftürmende Ängste und Sorgen und weitere Eigentümlichkeiten sind nicht nur für handverlesene Sonderlinge oder Psychopathen typisch, sondern irgendwie eine Sache von dir und mir. Wir alle haben Gedanken oder Auffälligkeiten, von denen wir anderen lieber nichts erzählen. Lässt sich das bewusst gut managen oder kaschieren, fällt es nicht als unnormal auf. Halten Sie sich für einen normalen Menschen? Wenn ja, warum? Eine kleine Orientierungshilfe dazu: Der Normale sagt: 2 plus 2 ist 4. Der durch Realitätsverlust belastete Psychotiker sagt: 2 plus 2 ist himmelblau karierter Kürbis. Der an der Realität leidende Neurotiker sagt: 2 plus 2 ist zwar 4, aber es regt mich unheimlich auf!

Key takeaway: In einer zunehmend scheinbar vernünftigen Welt sind menschlich bunte Vögel eine Bereicherung, solange sie sich selber damit wohlfühlen und ihrer Umgebung nicht schaden. Wir können uns hier auch fragen: Wie tolerant sind wir eigentlich noch? Zum Nachdenken mag auch George Bernard Shaw anregen: „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger