Wussten Sie eigentlich …

… dass der amerikanische Sozialpsychologe Leon Festinger die Theorie der kognitiven Dissonanz in die Psychologiewelt brachte. Bezeichnet wird damit ein unangenehmer Gefühlszustand, der dadurch entsteht, weil ein Mensch zeitgleich zwei unvereinbare Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten in sich trägt.

 

Die Fähigkeit sich in die Tasche zu lügen

Es ist ein der Menschheit schon immer innewohnendes Thema, dass Überzeugungen, Absichten und Handlungen so gar nicht zusammenpassen wollen. Der antik-griechische Dichter Äsop beschreibt in der Fabel „Die Füchsin und die Trauben“ dieses Dilemma und auch, wie es aufgelöst werden kann. In Goethes Faust heißt es „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“. Wer kennt nicht derlei Dilemmata, wie etwa: „Rauchen ist schädlich, ich sollte aufhören.“ „Andererseits wurde der kettenrauchende Opa bei bester Gesundheit 96 Jahre alt.“ Da passen zwei „Wahrheiten“ einfach nicht zusammen. Wir behelfen uns durch Nichtwahrnehmung oder Leugnen von Informationen, durch selektive Beschaffung und passgenaue Interpretation von dissonanzreduzierender Information oder auch durch eine Änderung der Einstellung oder des Verhaltens. Somit reduzieren wir Unterschiedsdruck und machen scheinbar unvereinbare Dinge für uns harmonisch rund. Im Volksmund heißt das „sich in die Tasche lügen“. Wenn es nicht gerade um gefährliche Dinge geht, kann es psychisch sehr gesund sein, die persönlich am besten passende „Wahrheit“ auszuwählen.

Key takeaway: Wir sind nicht verpflichtet, immer ganz ehrlich zu uns selbst zu sein. Mancherlei Hilfskonstruktionen und Notlügen bahnen oft einen ganz guten Weg durch den Lebensdschungel. Andererseits muss man sich laut Viktor Frankl auch von sich selbst nicht alles gefallen lassen.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger