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Wussten Sie eigentlich …
 … dass Borderline ein historisch geprägter Begriff ist? Diese Ende des 19. Jahrhunderts erstmals beschriebene psychische Krankheit sah man als Grenzerkrankung zwischen Psychose und Neurose.

Was ist eine Borderline-Störung?

Borderline ist längst nicht mehr das Grenzgebiet zwischen Psychose und Neurose und ist auch weit mehr als ein Ritzen oder ein Schneiden ins eigene Fleisch.    Diagnostisch sauber betrachtet ist es eine Persönlichkeitsstörung mit diversen typischen Symptomen, wie Impulsivität, wenig Zugriff auf die eigene Identität, instabile, aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen, einer starken Angst vor dem Verlassenwerden, raschen Stimmungswechseln, selbstverletzendem und riskantem Verhalten, einem unausgeglichenen Selbstbild mit geringem Selbstwert, mit Dissoziationserlebnissen und Gefühlen innerer Leere. Betroffene haben ein grundsätzlich sehr viel höheres Erregungsniveau als der Durchschnittsmensch. Somit können alltägliche Situationen, Begegnungen, Schwingungen für Borderliner eine ungeheure und oft kaum kontrollierbare Sprengkraft entwickeln. Derlei Maximal-Turbulenzen lassen das ohnehin sehr hohe Erregungsniveau nur noch ansteigen. Ehe es zur emotionalen Konsolidierung kommt, wartet oft schon der nächste Auslöser. Eskalation auf vielen Ebenen ist somit eher die Regel. Borderline-Persönlichkeitsstörungen treten bei Frauen und Männern fast gleich häufig auf, wenngleich sich das Erscheinungsbild der Erkrankung durchaus unterscheiden kann. Borderliner können es meist nicht verstehen, warum sie trotz aller Anstrengung keine Spurtreue entwickeln, warum sie sich nicht selbst regulieren können, warum sie immer wieder Unheil bei sich und anderen anrichten. Oftmals hilft die Diagnosestellung. Wer seinen Feind kennt, kann darauf reagieren. Die Gründe für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung sind oft vielfältig und nicht auf einen Schuldfaktor eindeutig reduzierbar. Viele Betroffene mussten aber in der frühen Entwicklung psychisch sehr belastende Erfahrungen machen, dazu zählen z.B. emotionale Vernachlässigung, körperliche und sexuelle Gewalt. Dass derlei Verletzungen zu einem gestörten Bindungs- und Interaktionsverhalten führen können, erscheint mehr als plausibel.

Key Takeaway: 

Marsha Linehan entwickelte die dialektisch-behaviorale Therapie für Bordeline-Persönlichkeitsstörungen. Am Beginn steht der Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung und die Stabilisierung. Dann erfolgt das Training wichtiger Fähigkeiten der Lebensbewältigung, erst dann werden traumatische Erlebnisse bearbeitet. Linehan war selbst von dieser psychischen Krankheit betroffen. Man braucht nicht alles an Leib und Seele erlebt haben, um therapeutisch hilfreich sein zu können, schaden muss es aber nicht.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger