Wussten Sie eigentlich …
… dass über 40% unserer alltäglichen Handlungen Gewohnheiten sind? Diese durch stetiges Widerholen eingeübten und automatisierten Handlungen laufen meist ohne bewusstes Nachdenken ab.
Rituale
Ritual stammt von Ritus ab und verwies ursprünglich auf rituelle Handlungen, Gebräuche und Zeremonien in der Religion. Bestattungs- und Opferrituale gab es durch archäologische Funde bestätigt offenbar schon vor über 100.000 Jahren. Neben religiösen oder gesellschaftlichen Ritualen, sind es gerade die persönlichen Rituale, die unser Leben mitgestalten. Rituale mögen uns als kindisch, abergläubisch, als etwas ewig Gestriges erscheinen, und doch sind sie weit mehr als nur ein irgendwie ins Leben hineingekommenes Anhängsel. „Rituale sind Handlungen, die in Abgrenzung zu Gewohnheiten, mit Bedeutung aufgeladen sind und symbolisch etwas für uns darstellen“ (Psychologie heute, Juli 2024). Rituale sind Ausschmückungen von Routinen, sind eine Überhöhung des Erlebten, repräsentieren unsere Wertewelt und sind damit Teil unserer Identität. Sie erlauben uns Individualität, Extravaganz, Exklusivität, Heimlichkeit und damit Selbstbestimmung. Rituale steigern oder stabilisieren unser Wohlbefinden. Sie geben Struktur, vermitteln Sicherheit, reduzieren Komplexität, etablieren Regeln, bieten Orientierung in einer immer entstandardisierteren, zufälligeren Welt, sind Zeitanker und Unterbrechungen. Rituale dienen auch der Emotionsregulation, sie können belastende Gedanken blockieren. Sie helfen auch beim Übergang von einer Lebensphase in die nächste, wenn damit trotz Veränderung manches stabil bleibt. Rituale sind leichtgängig, vertraut, wie selbstverständlich zu uns gehörig, sie sind so etwas wie Standardeinstellungen auf dem Handy oder Computer. Wie Sie Ihr Frühstücks-Ei von der Schale befreien und für den Löffel zugänglich machen, mag eine einfache Gewohnheit, vielleicht aber auch ein nur Ihnen erklärbares, bedeutsames Ritual sein.
Key Takeaway
Rituale zu verändern oder aufzugeben fällt uns Gewohnheitstieren eher schwer. Äußere Veränderungen im Leben wie Umzüge, Jobwechsel, neue Beziehungen, gesundheitliche Krisen erlauben ein Ritual-Reset eher. Im Alltag gibt es z.B. Tagesanfangs-Rituale, Beziehungs-Rituale, Pausen-Rituale, Me-Time-Rituale, Gute-Nacht-Rituale, Urlaubsanfangs-Rituale, Geschenk-Rituale, Begrüßungs-Rituale. Beobachten Sie sich an verschiedenen Tagen ganz bewusst und Sie werden einige Ihrer Rituale entdecken! Da mag Ihnen manches so skurril erscheinen, dass Sie niemandem davon erzählen wollen. Egal, wenn es niemandem schadet, dann ist das ein guter Eckpfeiler in einer instabilen Welt.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger