Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass Pseudologia Phantastica den Verhaltensdrang beschreibt, wiederholt oder auch zwanghaft zu übertreiben und zu lügen? Das Münchhausen-Syndrom, also das Vortäuschen und Produzieren nicht vorhandener Krankheitssymptome, ist als artifizielle Störung eine psychiatrische Diagnose.

Eine ehrliche Haut

Ehrlich währt am längsten und Lügen haben kurze Beine sagt der Volksmund. Männer lügen im Durchschnitt etwas häufiger als Frauen, Jüngere öfter als Ältere. Je größer der zu erwartende Gewinn ist, desto eher neigen wir zur Unwahrheit. Wenn jemand sagt „Ich lüge“, ist dem zu glauben? Ehrlichkeit bedeutet, dass ein Mensch seine wahre Persönlichkeit zeigt, dabei zu seinen Ansichten und Werten steht und im Umgang mit anderen auf Lügen und Manipulation verzichtet. Ehrlichkeit hat mancherlei Synonyme wie Lauterkeit, Geradheit, Wahrhaftigkeit, Offenheit, Anständigkeit, Unverblümtheit, Redlichkeit, Rechtschaffenheit, Fairness, Aufrichtigkeit, aber auch Authentizität, Integrität, Seriosität, Vertrauenswürdigkeit. Ehrlichkeit hat auch manche Nachteile. Nicht jeder verträgt Ehrlichkeit, das kann zu Beziehungsproblemen führen. Zum Beispiel: „Ehrlich gesagt solltest du dir diese Bluse nicht kaufen, die macht dich noch dicker, als du ohnehin schon bist.“ „Ehrlich gesagt solltest du dir dieses Buch nicht kaufen, das überfordert deine Geistesgaben immens.“ Aufrichtigkeit macht angreifbar, es fehlt die Schutzmaske. Ehrliche Menschen sind eher kalkulierbar, das macht sie leichter zu Manipulationsopfern. Letztendlich hat Ehrlichkeit zwei Gesichter. Wir alle kennen folgendes Dilemma: Wenn Sie von einer Ihnen sehr wichtigen Person ein scheußliches Geburtstaggeschenk bekommen. Was ist dann das höhere Gut: Die Ehrlichkeit oder die Höflichkeit? Ist diplomatisches Verhalten schon unehrlich? Ist eine Notlüge zu entschuldigen? Das geschickte Weglassen von Informationen kann als die anständigere Variante des Lügens betrachtet werden. „Ehrlichkeit macht das äußere Leben gelegentlich schwerer, das innere aber immer leichter.“ (Ernst Ferstl)

Key Takeaway: Es muss ja nicht gleich radikale Ehrlichkeit in allen Situationen sein. Ehrlichkeit stärkt das Selbstwertgefühl, die eigene Identität und ist unerlässlich für Anstand und Moral. Ehrlichkeit schafft Klarheit, wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Aktivieren sie die Unverstelltheit der so oft unverblümt ehrlichen Kinder. Wann immer sie unehrlich zu anderen sind, prüfen sie die Vertretbarkeit ihres Tuns. Mindestens genauso bedeutsam ist es, der Unehrlichkeit sich selbst gegenüber sehr kritisch zu begegnen. Wenn Ich-Ideal und Real-Ich nicht weit voneinander entfernt sind, ist das psychisch sehr gesund.

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger