Minutenpsychologie

Wussten Sie eigentlich …

… dass Martin Seligman 1967 das Konzept der erlernten Hilflosigkeit in die Psychologie brachte? In Tierversuchen konnte belegt werden, dass nach einer Lernerfahrung passives, hilfloses und leidendes Verhalten gezeigt wurde, obwohl eine Veränderung zum Positiven möglich gewesen wäre.

Schuld sind immer die anderen!

Die erlernte Hilflosigkeit wird auch als Erklärungsansatz menschlicher Depression verwendet. Das berechtigte oder auch unverständliche Opfersein sehen wir vor allem bei anderen. Uns selbst erkennen wir oftmals nicht oder nur ungern. Wir assoziieren mit der Opferrolle schnell die beleidigte Leberwurst, den Jammerer, die Echauffierte, die in Eitelkeiten Gekränkte und überaus Kritikempfindliche, denjenigen mit geringem Selbstbewusstsein, die sich selbst Bemitleidende, den Überbehüteten und Lebensuntüchtigen. Anderen die Schuld zu geben bewirkt, jegliche Verantwortung von sich zu weisen, in der Komfortzone bleiben zu können. Nicht selten werden eigene Unzulänglichkeiten in andere hineinprojiziert, was die Angelegenheit nur noch undurchsichtiger macht. Ein Sprichwort besagt: „Das geschieht meinem Vater ganz recht, dass es mich an den Händen friert. Warum hat er mir auch keine Handschuhe gekauft!“ Opfer sein kann viele Vorteile haben, auch wenn das auf den ersten Blick abartig und deplatziert erscheint. Schon Sigmund Freud beschrieb den sekundären Krankheitsgewinn, der weiter gefasst auch als aufrechterhaltende Bedingung der Problematik definiert werden kann. In der Opferrolle zu verharren kann prinzipiell Aufmerksamkeit verschaffen, aber auch Mitleid und Hilfe auslösen. In jedem Fall ist ein Opfer von der Verantwortung des Handelns entbunden, wer nicht schuld ist, muss nichts ändern. Opfer können auch Macht über Täter entwickeln. Anhaltende Beschämung, Vorwürfe und nicht korrigierbare Unversöhnlichkeit als Revanche- oder Racheakt kommen fast einer Erpressung gleich. Das Einnehmen einer scheinbar überlegenen moralischen Position mag den Selbstwert stärken, zur Lösung des Problems trägt es selten bei.

Key Takeaway: Anderen die Schuld geben heißt, ihnen die Macht über uns zu geben. Das ist bequem, aber einer gedeihlichen persönlichen Entwicklung von Souveränität entgegengesetzt. „Es gibt viele Wege zum Glück. Einer davon ist, aufhören zu jammern.“ (Albert Einstein)

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Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger