Wussten Sie eigentlich …
… dass gemäß einer repräsentativen Umfrage die Deutschen (immerhin 65 %) am meisten Angst vor Preiserhöhungen haben? 60 % fürchten sich davor, dass Wohnen unbezahlbar wird und 57 % haben Angst, dass der Staat dauerhaft die Steuern erhöht und Leistungen kürzt. Das sind die aktuellen Angstspitzenreiter.
Es ist aber auch zum Jammern
Die Deutschen fühlen sich offenbar vor allem in ihrer Existenzgrundlage bedroht und sehen ihren Lebensstandard gefährdet, haben also Abstiegsängste. Es braucht nicht unbedingt die großen Krisen, Naturkatastrophen, Terror, Krieg, Hunger, Krankheit oder Tod. Zu beklagende Sachverhalte gibt es immer mehr als genug. Unsere Mitmenschen, Partner, Kollegen, Chefs, Arbeitsbedingungen, Fußballergebnisse, die Politik im Allgemeinen und die Deutsche Bundesbahn sowieso sind Dauerquellen des Jammerns. Das Wetter sollte man da unbedingt an vorderer Stelle platzieren. Jammern ist gemäß aktueller Ausgabe der Psychologie Heute compact die Nichtakzeptanz des eigenen Leids, verbunden mit dem Appel an unsere Umgebung, uns beim Ertragen dieser Belastung zu unterstützen. Jammern sucht nach Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Trost. Aus der eigenen Sicht ist Jammern immer berechtigt. Jammern ist die Vorstufe starker emotionaler Bedürftigkeit. Sozial disziplinierte Menschen beklagen sich eher intensiv, als zu weinen oder zu schluchzen. Nach Karl-Heinz Kraus ist Jammern verbales Outsourcing. Wenngleich wir alle jammern, können wir das bei unseren Mitmenschen nur schwer ertragen. Wir werden dadurch mit unserem eigenen Elend, unseren Sorgen und ungestillten Bedürfnissen konfrontiert und stehen dem Jammertal doch nur hilflos gegenüber. Grundsätzlich fördert jammern die Passivität und eine zunehmende negative Einfärbung. Intensivjammerer drohen schnell zu vereinsamen. Andererseits kann Jammern auch verbinden, denn eine gemeinsame Sicht auf die Problemlage kann Geborgenheit schaffen.
Key Takeaway: Jammern Sie nicht inflationär und bejammern Sie nicht wahllos Ihre Sozialumgebung. Eine Lappalie zu beklagen gegenüber einem tatsächlich schwer belasteten Menschen ist sozial inkompetent und letztendlich Jammern auf hohem Niveau. Im Jammern regredieren wir und sind im Kind-Ich-Modus. Behandeln Sie jammernde Menschen wie Sie einem bedürftigen Kind begegnen. Rationale Ansätze sind eher kontraproduktiv. Anhören, nicht werten, Nähe spenden und ein Wort des Trostes helfen. Dann ist es aber aus Gründen der Selbstfürsorge auch Zeit für guten Abstand.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger