Wussten Sie eigentlich …
… dass es 432 Fälle von Gewalt in Partnerschaften pro Tag gibt? Das Bundeskriminalamt registrierte 2022 fast 10 Prozent mehr Taten, als im Vorjahr. Rund 80% der Betroffenen waren Frauen, 78% der Tatverdächtigen Männer. Die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein, insbesondere bei der schwer belgebaren psychischen Gewalt.
Beziehungsfähig?
Der Mensch hat das zentrale Grundbedürfnis nach Bindung. Aktuell leben 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland in festen Beziehungen, wobei ein Großteil derer diese Lebensform dem Single-Dasein eindeutig vorzieht. Beziehungen können glücklich machen oder aber toxisch sein und im Desaster enden. Alltäglicher Mikrostress kann die Beziehungsqualität schleichend perforieren. Gestresste Partner haben wenig Empathie füreinander, sind ungeduldiger, sind weniger motiviert, einander zuzuhören. Darüber hinaus sind wir Menschen unterschiedlich beziehungsfähig. Frühkindliche Erfahrungen prägen nach John Bowlby bei uns einen sicheren, unsicheren, unsicher-ambivalenten oder desorganisierten Bindungsstil. Bindungsfähigkeit setzt die Lust auf Zweisamkeit voraus. Wir suchen in der Regel Menschen, die uns ähnlich sind, denn Ähnlichkeit schafft Sympathie. Nähe emotional und körperlich herstellen zu wollen und zu können, sich selbst zu öffnen, sich anzuvertrauen, für den anderen da zu sein ist dabei eine Seite der Bindungsfähigkeit. Loslassen können ohne Verlustängste, Kompromissbereitschaft, Kommunikations-, Konflikt und Kritikkompetenzen sind unerlässlich. Das Bewahren von Eigenständigkeit reduziert den Erwartungsdruck an Beziehungspartner. Im Zeitalter der online-gestützten Beziehungsaufnahme ist auch die Beendigung einer Beziehung oft ein digitales Werk. Das treibt skurrile Blüten, die durch Phänomene wie Ghosting, Orbiting, Breadcrumbing, Submarining oder Cushioning beschrieben werden. Neugierig geworden? Googlen Sie doch mal.
Key Takeaway: In „Die Zweierbeziehung“. beschreibt Jürg Willi Kollusionen. Gemeint ist damit das oft unbewusste Zusammenspiel verschiedener Interessen, Haltungen, Bedürfnisse, Strebungen. Viele Paarkonflikte speisen sich nicht aus Sachfragen. Dominanz, Macht und Kontrolle sind oft die Triebfedern für anfängliche Disharmonien bis hin zu Beziehungskatastrophen. Lernen Sie einander zu verstehen. ELP (Ein partnerschaftliches Lernprogramm) trägt wissenschaftlich belegt zu signifikant geringerer Trennungs- und Scheidungsquote bei.
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Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger